Der „Schnee von Gestern“ ist das „Wasser von Morgen“!
Sind wir auf all die vielen möglichen „Bedrohungsfälle“ in Europa vorbereitet? FRONTEX und eine nicht auf die innere europäische militärische Sicherheit bezogene, fast nur auf „out-of-area“ und Außengrenze konzipierte „Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik“ kann die anstehenden Aufgaben sicher nicht bewältigen. Ohne eine zusätzliche interne strategische Reserve der EU Mitgliedsstaaten in Form von Reservestreitkräften, die im Bedarfsfall zu aktivieren sind, wird es nicht gehen!
Eine der Herausforderungen der politischen Entwicklung Europas liegt im Konflikt und in der Konfrontation zwischen der sozio-kulturell differenzierten politischen Kultur Europas (mit christlicher Grundlegung plus Aufklärung), der im Nahen Osten und jener südlich des Mittelmeeres vorhandenen (meist islamischen) Kultur. Diese wechselseitige Konfrontation findet nicht nur im Nahen (und ferneren) Osten sondern auch in Europa selbst statt. Da gibt es sehr große moslemische Flüchtlingsströme mit weit wirkenden Problemen; Im Zusammenhang mit großen moslemischen Bevölkerungsteilen in Europa, gab es in Bosnien und Herzegowina vor wenigen Jahren sogar auch blutige Konfrontationen. In der Nachbarschaft von Österreich kam es dabei zu bürgerkriegsähnlichen grausamen Kämpfen zwischen einer moslemischen Bevölkerung und (untereinander feindlichen) christlichen Bevölkerungsteilen, sogar mit Einwirkung von ausländischen, auch moslemischen Staaten, wie Libyen und Saudi Arabien, was zu einer Radikalisierung der am Balkan heimischen Moslems führte. Bis heute gibt es in diesem Gebiet Europas weiterhin viele Krisenpotenziale.
Spaniens Innenminister warnt vor eingeschleusten Djihad Milizen
Spaniens Innenminister, Jorge Fernández Díaz, warnte – nach einer Meldung der französischen AFP am 08. 09. 2015 – vor IS-Kämpfern unter den zahlreichen Flüchtlingen. Konkret hat der Minister die Befürchtung geäußert, dass sich unter den Flüchtlingen aus Syrien auch weitere Kämpfer der Djihadisten-Miliz nach Europa einschmuggeln könnten. In Spanien gibt es bereits zahlreiche radikale islamistische und IS orientierte Aktivisten, die sich unter Nutzung Sozialer Medien für ein „islamisches Spanien“ tatkräftigst einsetzen. Mit welchem Mittel? Der Wunsch nach radikaler Änderung staatlicher Strukturen würde durch äußere schrittweise ‚Einwirkungen‘ von Terrorismus, darauf folgendem Einsatz von Insurgenten, bis hin zu militärischen Eroberungen (wie gehabt) erreicht werden.
Ist die Europäische Union mit ihren Mitgliedsstaaten auf solche mögliche Eskalationen vorbereitet? Die Beispiele, besonders vom fehlenden politischen Willen und fehlender politischer und militärischer Einsatzvorbereitung bis hin zum Krieg im Falle Ex-Jugoslawiens, im Falle der ‚Ukraine‘ Krise und im Falle der (aktuellen ?) ‚Flüchtlingsströme‘, lassen Zweifel aufkommen. Das Fehlen stabilisierender inlandsbezogener militärischer Komponenten als notwendige strategische Reserven gibt Anlass zu Beunruhigung. Europa (nur) am ‚Hindukusch‘ (oder in ‚Zentralafrika‘ etc.) zu verteidigen ist dementsprechend unzureichend.
Der Wunsch nach Rückeroberung der Iberischen Halbinsel
Die italienische Nachrichtenagentur ANSA hatte bereits am 05. 09. 2014 berichtet, dass Andalusien seitens der Al-Kaida und des ‚Islamischen Staates (IS)‘ immer noch als moslemisches Territorium betrachtet wird, das unter spanischer und portugiesischer Besatzung steht und es bei Djihadisten immer noch als rechtmäßiges moslemisches Territorium gilt. Die PRESSE Online berichtet am 01. 02. 2016 von einem Video der „Djihadistenmiliz – Islamischer Staat“, in dem die Drohung ausgesprochen wird, dass Spanien die Vertreibung der muslimischen Mauren aus Al-Andalus vor mehr als 500 Jahren teuer bezahlen werde.
In Spanien wurden bereits Plakate gesichtet, die mit Abbildungen wesentlicher (auch moslemischer) Architektur, welche mit arabischen Sprüchen wie „Lang lebe der Islamische Staat“ oder „Wir Alle sind der Islamische Staat“ versehen waren. Videos und Fotos mit Hochhalten der schwarzen Fahne, ein altes Symbol des Islams und nunmehr die Hauptfahne des „Islamischen Staates“ unter dem Hinweis auf die „Befreiung“ Andalusiens von den „Ungläubigen mit Allahs Macht“ und die Wiedereingliederung in ein Kalifat tauchten auf.
Dazu gab es zahlreiche Warnungen, auch aus dem benachbarten Marokko, dass es gefährliche Rückkehrer aus Syrien gäbe, die Spanien infiltrieren könnten und es gibt die Warnungen der spanischen Sicherheitskräfte, dass die andauernden Flüchtlingsströme nach Europa auch Extremisten beinhalten würden, welche die Rückeroberung der iberischen Halbinsel durch Terroranschläge zum Ziel hätten.
Bei näherer Betrachtung lassen sich die – von Vielen als skurril eingestuften – Forderungen und Drohungen islamischer Kreise, wie z.B. des sogenannten Islamischen Staates (IS), nach Rückeroberung weiter Teile der Iberischen Halbinsel als durchaus erklärbar – und auch (je nach Betrachtungsweise) leider möglichen Realisierung und Entwicklung – im süd-westlichsten Teil Europas analysieren.
Das hier angesprochene Thema ist meist dem staatspolitischen Stichwort „Andalusien“ bzw. „Al-Andalus“ zuzuordnen, worüber in Europa eine weitaus geringere Kenntnis der Situation und den bis heute laufenden Entwicklungen besteht. Der, von extremen Islamisten bzw. von sogenannten Djihadisten des „Islamischen Staates“ – aber nicht von offiziellen moslemischen Staaten – offen ausgesprochene Anspruch auf die Rückeroberung Andalusiens bezieht sich sogar auf ganz Spanien und Portugal. Ein Gebiet, welches in der ersten Zeit der moslemischen Herrschaft (711 – ca 770) bis zu den Pyrenäen reichte, und in den folgenden rund 450 Jahren (bis 1236) – nach schrittweisen Rückeroberungen durch die christlichen Staaten – immer noch den südlichsten Teil der Halbinsel umfasste. Danach dauerte es noch weitere 256 Jahre bis zum Jahre 1492, um das verbliebene Gebiet des Emirats von Granada von den moslemischen Besatzern zu befreien.
Wo bleibt eine positive und rücksichtsvolle kulturelle Begegnung?
Was von Seiten Spaniens positiv gemeint ist, wie die Erlaubnis für spanische Moslems in Granada, mit Blick auf die Alhambra, eine neue Moschee zu bauen, kann „in‘s Auge gehen“. Laut der Wochenausgabe des Daily Telegraph vom 8. Juli 2003 wurde mehr als 500 Jahre nach der Vertreibung der Moslems aus Spanien eine neue Moschee in Granada errichtet, die mit Live-Berichterstattung des TV-Senders Al-Jazeera und mit dem nunmehr erstmaligen Gebetsaufrufen des Muezzins eröffnet wurde. Die tolerante Haltung Spaniens, die Reste der moslemischen Kultur zu pflegen und sich auf die positiven Aspekte arabisch-berberische Kultur zu besinnen, kann leider aber auch als ein „kultureller Brückenkopf“ für die ersehnte Rückeroberung des Landes gesehen und verwendet werden.
Schade um eine ernst gemeinte wechselseitige positive Achtung beider Kulturkreise, sowohl in Spanien und Portugal, als auch auf der anderen Seite des Mittelmeeres in Marokko, wo es in umgekehrter Weise wunderbare architektonische und andere wertvolle kulturelle Artefakte aus dem christlichen Spanien gibt.
Ein neuer „Kreuzzug“?
Stehen wir also schon am Beginn eines neuen Kreuzzuges als Abwehr gegen den Islam? Nein, wir sind bereits mitten drin. Es handelt sich seit einigen Jahren bei all den Einsätzen euro-amerikanischer Truppen
im Nahen und ferneren Osten schließlich um „expeditionary forces“. Eine Semantik, die es auch beim Ersten Kreuzzug gab, den Papst Urban II. im Jahre 1095 in Clermont, in der französischen Grafschaft Auvergne ausgerufen hatte. Auch damals hat man das ebenfalls nicht Kreuzzug sondern auch nur „Expedition“ genannt.
Was Spanien anbelangte, hatte Papst Urban II. vor mehr als 900 Jahre in Clermont die erst zehn Jahre zurückliegende Rückeroberung Toledos (zur Zeit der Maurenherrschaft „Ṭulayṭula“ genannt) durch christliche Truppen hervorgehoben. Er hatte extra den neu in Toledo amtierenden Erzbischof, Bernard d’Agen, nach Clermont geladen, um den Kampf gegen die Moslems generell zu forcieren. Er betonte die unglaubliche grausame Verfolgung von Christen im moslemisch beherrschten Raum des Nahen Ostens, ähnlich wie es der heutige Papst tut und würdigte die Erfolge beim Kampf gegen die islamischen Truppen in Spanien. All das nutzte er für seinen Aufruf zur Expedition bis nach Jerusalem zu ziehen.Die Folge war, dass diese, in der oströmischen Zeit christliche Stadt, im Jahre 1099 nach 462 Jahren Moslemherrschaft für die Christenheit zurückerobert wurde. Auch hier gab es später eine moslemische Rückeroberung …..
Probleme – Krisen – Lösungen?
Das Beispiel Andalusiens ermöglicht es, eine wirklich pragmatische sozial- und politikwissenschaftliche Sichtweise dahingehend vorzunehmen, dass sich die in der Geschichte oft in katastrophaler Form aufgetretenen politischen Probleme meist nicht wirklich lösen ließen. in Wirklichkeit wurden sie nur einer „Behandlung“ unterzogen (Stichworte: Rückeroberungen‚ Friedensprozesse und Friedensverträge, Staatenbildungen, Bündnisse etc.).
Mit anderen Worten: Die Probleme und Krisenpotentiale sind nicht verschwunden, sondern in fast allen Fällen nur unter den Teppich gekehrt, von wo aus sie bei nächster, oder übernächster Gelegenheit, wieder auftauchen.
Umsicht und eine tiefergehende, möglichst eigenständige Beschäftigung der politisch Verantwortlichen, der Medien und der „Fachleute“ mit den – leider stets wiederkehrenden Problemen – ist gefordert. Darauf aufbauend sind entsprechende Vorbereitungen zu treffen! Sonst werden wir wehrlos und untätig von den „unerwarteten Ereignissen“ überrollt, da wir die Entwicklungen nicht erkannt haben, bzw. gar nicht erkennen wollen. Deshalb, weil wir zu sehr nur mit dem status quo der Gegenwart beschäftigt sind und – was die meisten Politiker betrifft – die Zukunft oft nur bis zum nächsten Wahltermin anpeilen.
ACL 2017